div. Texte über Alfred Felder auf www.roccosound.ch
Tagesanzeiger Zürich 30. Mai 2016
Die zur Uraufführung gebrachte Walpurgisnachtszenen aus Goethes Faust I von Alfred Felder lieferten eine ideale Vorlage für den Konzertchor Harmonie Zürich: Mit fast szenischer Effektsicherheit schickte der Hauskomponist des Chors die Sänger und das Tonhalle-Orchester auf den Hexenritt. Da gab es fetzige Zwischenspiele und tumultuöse Chorsätze, aber auch eine stille Streichquartettpassage und klug gesetzte Details wie das von einem Bläserschlenker ausgelöste Chorsummen - das Publikum mochte das Stück auf Anhieb. Susanne Kübler
Voix des arts, April 2015, review of the CD played by Hlif Sigurjonsdottir, Violin
Swiss composer Alfred Felder’s 1987 Tilbrigđi Viđ (Variations on the Easter liturgy ‘Victimae paschali laudes’) is a vigorous piece demanding the attention to detail and uncompromising virtuosity of which Ms. Sigurjónsdóttir repeatedly proves a consummate mistress on this disc. Following in the footsteps of de Lassus, Palestrina, and Byrd, Felder suffused his music with the profundity of the Eleventh-Century text. Delving into the emotions of the music as surely as if she were intoning the cantus firmus of the Gregorian service, Ms. Sigurjónsdóttir plays Felder’s music with dazzling technical prowess that never obscures the uncommon sensitivity of her interpretation. Her performance of Tilbrigđi Viđ is remarkable for the imagination with which she both elucidates the composer’s thematic development and gives the work a singular warmth.
NZZ 10.3.2012 "Alfred Felder gestaltete auf der Grundlage eines Gedichtes von Jelaluddin Rumi eine bewegte Meditation über Leben, Tod und den göttlichen Kern im Menschen. Und wie die Sufi-Derwische im Kreisen zur stillen Mitte finden, gelangt auch Felders Musik nach mehreren Ausbrüchen zur Ruhe, wenn das Werk nach einer letzten hymnischen Steigerung im Summen des Chores ausklingt. "khamush", zu Deutsch Stille, ist im besten Sinne zeigemässe Musik: fordernd für einen Laienchor, doch bewältigbar, anspruchsvoll für das Publikum, doch dank der eindringlichen Thematik und dem effektvollen Orchestersatz auch für neue Klänge wenig gewohnte Ohren durchaus mit Gewinn zu hören."
2.11.2011 Berlin, âtesh, ein in der Tonhalle Zürich 2007 uraufgeführtes Oratorium von Alfred Felders erlebte seine erste Aufführung im Ausland vergangenen Woche im grossen Saal der Berliner Philharmonie, als grosses Schlusswerk des Abends mit über 200 Chormitglieder. Um die 30 âtesh-Begeisterte Mitglieder des Konzertchors Harmonie Zürich waren zu Proben und Konzert angereist und verstärkten den Berliner Chor, der schon mit der UA von Campbells Sinfonie ein grosses Pensum zu bewältigen hatte. Zwei Passagen hatte Felder für den ebenfalls involvierten Kinderchor des Händel-Gymnasiums Berlin neu eingerichtet und ausgezeichnete Solisten standen auf dem Podium. Es spielte das mit dem Chor eng verbundene Berliner Konzert-Orchester, das insbesondere mit seinen Bläsern und dem Schlagzeug viel zur starken Wirkung der Aufführung beitrug. Der Applaus war enthusiastisch!
NZZ 13. Januar 2007 "Für die gut fünfzigminütige Komposition hat sich Alfred Felder in die Gedankenwelt des Sufis Dschalaluddin Rumi vertieft und Gedichte ausgewählt, die um Traum und Rausch, um Tod und Wiedergeburt zum eigentlichen Leben kreisen. Entstanden ist ein Werk, das die Balance hält zwischen künstlerischem Anspruch und Komplexität auf der einen Seite sowie Realisierbarkeit und Eingängigkeit auf der anderen. Besonders ergreifend gelingen Felder die kontemplativen Stimmungen. Reiche Instrumentenfarben und Bewegungsenergie steuerte das Tonhalle-Orchester bei. Vom Murmeln über Flüstern bis zum Sprechgesang, von ungewohnten Melodiewendungen über vertrackte Dissonanzen bis zum haltlosen Glissando bewältigte der Konzertchor Harmonie unter der engagierten Leitung seines Dirigenten Peter Kennel das Ungewohnte mir Bravour."
Landbote Winterthur 19. Mai 2008 "Alfred Felders Streichquartett mit dem Titel "Fremd bin ich eingezogen - Variationen über das erste Lied der Winterreise von Franz Schubert behauptet sich mit seiner ereignisdichte und -fülle als Mittelwerk im Konzert eindrücklich. Spannend ist der vielschichtige Bezug zur Musik Schuberts. Insgesamt prägt das Werk die grosse Spannweite zwischen schweifendem Lyrismus der Bratsche zu Beginn der zweiten und kantablem Espressivo der ersten Violine in der dritten Variation und der vehementen Dramatik im Agitato molto der ersten. Für das Quartett ist das Werk eine ebenso herausfordernde wie dankbare Aufgabe und in der packenden Aufführung zeigte sich hervorragendes Können im subtilen Weben wie im knirschenden Zugriff."
NZZ 21. Dezember 2007 "open secret, sohbet for violin solo and orchestra" als Auftragswerk des Musikkollegiums Winterthur ist kein dunkles, sondern ein lichtdurchflutetes Werk, in dem die Geige lyrische Dialoge mit einzelnen Instrumenten des Orchesters führt. Der Solopart ist breit angelegt - von ruhigen, aus sich heraus leuchtenden Passagen bis zu ekstatischen Ausbrüchen. Der Geiger Pär Näsbom war das in sich ruhende Zentrum der Uraufführung. Er brachte das Stück zu einer im besten Sinne beredten Wiedergabe."
NZZ 11. Oktober 2010 "Die Bedeutung der menschlichen Existenz im Wandel der Zeit: Sie hat die grossen Denker aller Zeiten und aller Kulturen beschäftigt. Der gebürtige Luzerner Alfred Felder hat sich in seiner neuen Komposition, die er für das Ensemble Theater am Gleis (TaG) geschrieben hat, zur Thematik geäussert: In den "Songs of time" hat er Ausschnitte aus verschiedenen Schriften zu einem prallen Konglomerat zusammengefügt. Felder nimmt die Wirklichkeit als bewegende Fülle wahr. Dies kommt in den "Songs of time" zum Ausdruck. Das Thema der Zeit spinnt sich nicht nur als roter Faden durch die Textvorlagen, sondern wird auch musikalisch umgesetzt. Ernst und eindringlich kam Felders Essay zur Zeit in der Uraufführung daher.... das Zerfliessen der Zeit wunderbar inszeniert, bis der Moment der Gegenwart ins Unendliche gedehnt erschien."
NZZ 10.9.1979 Konzert des Ostschweizer Kammerorchesters in der Kirche St. Peter in Zürich...Erfreulich impetuos, handwerklich glänzend, hinreissend wohlgelaunt und sehr musizierfreudig spielte der Luzerner Violoncellist Alfred Felder den Solopart des Haydn C-Dur Konzertes.
Luzerner Neuste Nachrichten 6.8.1980 Alfred Felder hinterliess an diesem Abend einmal mehr den Eindruck einer bereits ausgereiften Musikerpersönlichkeit. Dank seiner überlegenen Technik konnte er sich ganz der künstlerischen Interpretation des grossen D-Dur Cellokonzertes op. 101 von Jos. Haydn widmen! Eine durchaus festwochenreife Leistung. Wieviel Ausstrahlung von ihm ausgeht, liess sich unschwer von den Gesichtern der Zuhörer ablesen.
NZZ 7.5.1985 Konzert des Bodan-Kammerorchesters Konstanz in der Wasserkirche Zürich...Höhepunkt des Abends war die Uraufführung der "Ballade für Cello solo, Cembalo und Streicher" von Alfred Felder (geb. 1950). Rhythmisch scharf akzentuierte Teile stehen im farbigen Wechsel mit romantisch-schwermütiger Kantabilität, kraftvolle Tuttistellen verwandeln sich in kammermusikalische Dialoge, die sich bemerkenswert organisch wieder zum vollen Orchesterklang ausweiten. Alfred Felder übernahm den dankbaren Solopart selber und vermochte mit seiner intensiven Spielweise die unmittelbare Wirkung des Stücks wesentlich zu unterstützen.
Luzerner Tagblatt 9.5.1989 Musikwochen Ettiswil, Festival Strings Lucerne. Passacaglia für Streicher... Felder, ehemals Violoncellist der Festival Strings (in seinem Werk nahm er selber noch einmal Platz an der Spitze der Cellisten) ist ein raffinierter Kenner aller Möglichkeiten, welche ein Streichorchester anbietet. Felder nützt sie aus, um seine Vorstellungen genau zu Klang zu verwandeln, dass sein Werk nicht nur interessiert, sondern erlebt wird. Eigenwillig, eigenständig, durch und durch persönlich. Seine Musik hat Fluss, ist rhythmisch präzis und kantabel. Im leidenschaftlich bewegten Violoncellosolo und im Duo mit der ersten Violine zeigte sich Felder auch als hervorragender Interpret. Mit Rudolf Baumgartner und den Festival Strings wurde das Werk zum eindrucksvollen Erlebnis.
Schweiz. Musikzeitung März 2015
Alfred Felder hat sich wiederholt mit
Texten des persisch-islamischen Mystikers Jelaluddin Rumi beschäftigt
– vom Oratorium „âtesh“, dem Violinkonzert „open secret“ bis zum
Werk für Bariton, Chor und Orchester „Khamush“, das 2012 in der
Tonhalle Zürich zur Uraufführung kam. Um eine Neufassung, die das
Werk vom Oratorischen ins Sinfonische überführt, handelt es sich bei
„Delaram“, das im Auftrag ders Brandenburgischen Staatsorchesters
Frankfurt entstand. Auf den Chor verzichtet das neue Werk, geblieben
ist der Text, seine Vertonung und Vergegenwärtigung durch die
Solostimme und die Intention des Ganzen als eines Requiems ohne
„Dies irae“ und ohne den Tod als Schreckensvision.
Das Wort „Vegegenwärtigung“ ist mit Bedacht gewählt und
problematisch zugleich „Schau mich an! Ich bin dein Gefährte im
Grab!“ So beginnt – in der Übersetzung des Komponisten – Rumis
Ghasel 491. Die Bartionstimme lässt den Anruf des Gottes klangvoll
ertönen und sein Gruss „salam“ wird vom Orchester volltönig strahlend
unterstrichen. Robert Koller, der Bariton der Uraufführung am Freitag,
13. Februar 2015, füllt mit seiner markig warmen Stimme diesen
grossen Gestus bewundernswert aus. Und wenn der Solist gar den
„Liebesrausch“ im Grab beschwört und die Musik dann rauschhaft zu
kreisen beginnt, scheint er als Figur auf dem Podium von einer fast
opernhaften Lebendigkeit.
Fast: denn eigentlich ist alles ganz anders. Nicht erst mit der Mahnung
„Such mich nicht in menschlicher Gestalt!“ besitzt Felders Musik bei
aller Farbigkeit, allen heftigen Ausbrüchen und ihrer rhythmischen
Energie ein eigenes spezifische Gewicht: Entmaterialisiert, mystisch
klingt diese Stimme. Obwohl sehr präsent und umgeben vom
sinnlichem Orchesterklang, ist es – wie schafft der Komponist das
bloss? – eine Stimme von der anderen Seite. Dazu hat Koller
berührend die weit gespannten stimmlichen Möglichkeiten, die ruhig
gehaltenen tiefen, geheimnisvollen Töne, das ätherische Falsett zu
„Oh seltsme Nacht!“.
Aber auch das instrumentale Geschehen ist von einem „Wissen“
durchrdrungen, das im prosaischen Text nur Behauptung wäre. Was
wäre der Vers „Nie warst du getrennt von mir!“ ohne das Fagott-Solo?
Die orchestralen Mitlel, die Felder zur Verfügung stehen, sind
denkabar vielfältig. Lryrisch monologisierende Soli und sphärische
Klänge gehören dazu ebenso wie mächtige Klangballungen, komplexe
Rhthymik ebenso wie Passagen des sich auflösenden Zusammenhalts.
Für das „ruhige Herz“, das sich am Ende als Quintessenz aus dem im
Ghasel verhandelten Erlebnis einstellt, war der Dirigent Zsolt Hamar
mit seiner ruhigen Kompetenz, der klaren, die Musiker
gewissermassen einladenden Gestik, offensichtlich der richtige Mann.
Herbert Büttiker